Dienstag, 20. Dezember 2016

Kasachstan - Ein Reisebericht von I.Seeger mit Travel&Personality

"Bist Du verrückt! In so ein Land!", "Du kommst sowieso nicht mehr lebend wieder!", "In Zeiten der IS in eine islamische Region? Du bist total bescheuert!", "Kasa... Was?".....
All solche Kommentare habe ich dieses Mal NICHT vor der Reise zu hören bekommen.
Irgendwie sagte jedem Kasachstan etwas, sei es durch deutsch-russischen Bekannte, die von dort kommen, durch die Raumfahrt und Infos über Baikonur oder natürlich durch den Film Borat. Irgendwie war dieses Mal niemand wirklich skeptisch oder völlig vor den Kopf gestoßen, als ich erwähnte, dass die nächste Reise nach Kasachstan gehen würde.
Schon eine Woche bin ich vorher hingereist bevor die T&P Gruppe nachkam, um schon mal die Lage zu checken, Land und Leute etwas näher kennenzulernen und mich auf die Umgebung einzustellen.
Überall wird man herzlich und neugierig empfangen und eine der ersten Fragen, die mit gestellt wurden war: "Was denken Deutsche über Kasachstan?". Konkret und detailliert konnte ich nichts sagen, aber eben etwas von den vorher genannten Stichpunkten.
Leider hat es die erste Woche fast permanent in Almaty geregnet, so dass nicht allzu viele Besichtigungen möglich waren. Aber Almaty, die "Stadt der Äpfel" und die alte Hauptstadt des Landes, ist eine schöne Stadt mit fantastischen, schneebedeckten vier- bis weit über fünftausend Meter hohen Bergen im Hintergrund. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, was man in der Staat tun kann, wie z.B. Museen besichtigen, kleinere Ausflüge in die Umgebung unternehmen, Fotos in der Altstadt und im futuristisch anmutenden neuen Teil der Stadt machen, günstig auf den Basaren oder in großen Einkaufszentren shoppen gehen und hervorragend Essen gehen. Es werden Speisen aus aller Welt angeboten. Besonders lecker und mein persönlicher Tipp: Lachman, das sind uighurische, selbstgemachte Nudeln, meistens in einer Suppe mit vielen Beilagen.
Gleich nach Ankunft in Kasachstan habe ich mir eine lokale SIM Karte für nur umgerechnet EUR 3,20 gekauft: 150 Freiminuten, 15 GB Internet frei und G4 Geschwindigkeit. Aufgrund einer Empfehlung habe ich mit einem GPS Kartenprogramm ('2GIS') installiert und konnte mich dadurch komplett unabhängig in der Stadt bewegen.
Als der Rest der Gruppe dann mit dem Schnellzug (ca. 12,5 Std.) von der neuen Hauptstadt Astana in Almaty angekommen ist, haben wir erst gemeinsam in einem Café gefrühstückt und dann ging es auch schon mit der Stadtführung los. Wir haben die alte Himmelfahrts-Kathedrale angeschaut, sind durch den Panfilov Park geschlendert, haben in einem kleinen Sprachkurs nützliche Wörter auf Kasachisch gelernt (z.B. "Guten Tag", "Danke", "Auf Wiedersehen", "ja", "nein"...) und sind in ein Museum für kasachische Musikinstrumente. Danach konnten wir etwas im Hotel ausruhen und mittags ging es nach Medeo, dem auf ca. 1700 m hoch gelegenen Wintersportort in dem die Winter-Asienspiele 2011 stattfanden. Wer wollte, konnte die über 800 Stufen Richtung Shymbulak, einem Ski-Resort, erklimmen und von dort aus die Aussicht über Almaty genießen. Am Abend sind wir als Gruppe einheimisch Essen gegangen: Fleischspieße, Suppe, Gemüse und Salate.
Der nächste Tag war ein sogenannter Fahrtag, aber nichtsdestotrotz spannend und lehrreich. Wir haben spontane Dinge eingebaut, wie einem Besuch in einem Kasino für die immer mehr werdenden Superreichen und konnten interessanten Ausführungen über Flora und Fauna des Landes lauschen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es eine Tanzeinlage auf die die Gastgeber bestanden haben. Bei der Party konnte man gleich wieder einige Kalorien abbauen. Durch spektakuläre Landschaften ging es weiter in das kleine Dorf Basschi unweit des Altyn Emel Nationalparks. Dorthin sind wir am nächsten Tag und haben sicherlich eines der Highlights des Reise erlebt: die singende Düne "Pojuschije Barhany"! Was ist denn eine singende Düne? Von weitem konnten wir sie schon sehen, eine bis 150 Meter hohe Sanddüne, die seit tausenden von Jahren in einem Steppental liegt. Was für ein Anblick! Wir kamen immer näher, haben angehalten und sind alle gemeinsam den Kamm der Düne hinaufgestapft. Oben angekommen haben wir uns ausgeruht und die gesamte Gruppe saß mucksmäuschenstill da und hat einfach die Weite des Landes und die hörbare Stille genossen. Was für Momente! Nach einigen Minuten hat jemand ein Zeichen gegeben und wir sind als Gruppe gemeinsam diesen riesigen Sandberg hinabgerutscht. Da war er, der Ton! Ein Brummen, ein magischer Brummton, sehr laut, der die ganze Erde zu erschüttern schien! WOW! Unten angekommen waren alle so überwältigt und mussten sich erst einige Momente fassen. In der Wüstenlandschaft habe ich ein persönliches weiteres Highlight erlebt: eine frei herumlaufende "Skorpion-Echse". Wie die genaue Bezeichnung ist, weiß ich nicht, jedenfalls saß sie einfach so da, sonnte sich und wenn sie sich erschreckte, dann rollte sie Ihren langen Schwanz zu einem Kringel, so dass sie an einen gefährlichen Skorpion erinnerte und so wohl ihre Feinde abschreckt.
Die darauffolgenden beiden Nächte haben wir auf dem Land im äußersten Südwesten Kasachstans verbracht. Ein Ausflug an den 'Schwarzwälder Titisee' war dabei sicherlich einer der Höhepunkte. Also zumindest war der Blick auf den ersten der drei Kolsai Seen wie auf den Titisee und die Umgebung war eindeutig "Schwarzwald"! Wunderschön! Während der Wanderung um den See hat es angefangen zu regnen und es war teilweise ziemlich glitschig. Zusammen mit vier weiteren Reiseteilnehmern hab ich mich in eine urige Hütte direkt am See gelegen, untergestellt. Wir alle hatten etwas zu Essen dabei und haben lecker gepicknickt. Zurück an faszinierenden und seltenen Pflanzen wie Edelweiß vorbei, haben wir am Ausgangspunkt der Wanderung spannende Infos zur Entstehung der Seenlandschaft bekommen. Wie aus dem Nichts sind dann plötzlich an die 20 Kinder und Jugendliche mit ein paar erwachsenen Betreuungspersonen aufgetaucht. Irgendjemand hatte angefangen diese zu fotografieren und die Gruppe hat zurück 'geschossen'. Alle haben gelacht und sich sehr gefreut, dann ist sogar ein gemeinsames Foto unserer beiden Gruppen entstanden. Wer aufmerksam und mit einem Lächeln auf andere zugeht, der kann oftmals schöne Erlebnisse mit der einheimischen Bevölkerung erleben.
Für die meisten in der Gruppe kam am Nachmittag ein weiterer Höhepunkt der Reise => die Schlachtung und Zubereitung eines Schafes. Ich musste da nicht unbedingt dabei sein, aber sogar die Vegetarier der Gruppe waren begeistert, wie die Tötung ablief. Mir wurde geschildert, dass es, obwohl Kasachstan offiziell ein islamisches Land ist, eine schamanistische Zeremonie war mit Gebeten, dem Dank an den Geist des Schafes und dem Ausgießen des Blutes in die Erde, nicht wegen den Gesetzen des Korans, sondern für die Mutter Erde. Das komplette Schaf wurde verwertet und zu allem möglichen essbaren verwendet, wie Suppe, Schaschlik und am nächsten Morgen gabs zum Frühstück kalte Schafsteile.
Nach besagtem Frühstück war es soweit, wir sind zum letzten großen Abenteuer unserer Reise aufgebrochen, dem "Grand Canyon Kasachstans"! Der Scharyn-Canyon ist nach dem Scharyn-Fluss benannt, der im gleichnamigen Nationalparkgebiet einen tiefen Canyon in das umgebende Gestein gewaschen hat. Er wird oft mit dem Grand Canyon in den USA verglichen. Zwar ist er etwas kleiner als dieser aber ähnlich bizarr ausgeformt. Wir haben am 'Eingang' des Canyons geparkt und sind dann bis zum Ende gewandert. Auf dem Weg haben wir interessante Tiere gesehen und gehört, aber auch schöne Pflanzen bewundert. Etwa bei der Hälfte der Strecke habe ich Bescheid gegeben und hab die Gruppe alleine weiter laufen lassen. Es war ein kleiner Fußweg zu einem der Felsen hoch. Oben angekommen hab ich die gigantische Aussicht über den Canyon genossen und habe lautstark angefangen zu jodeln. Das Echo war überwältigend, wie der Ton durch die Schlucht getragen wurde. Nach etwa einer halben Stunde bin ich weiter gelaufen. Es war ganz still, doch plötzlich spricht mich jemand an: "Sie!? Sssie!!!". "Hä? Ich?"  "Sie! Ssssie!!!".....  Ha ha ha ha ha...... Dann habe ich gemerkt, dass es ganz laute Grillen waren, die dieses Wort ganz deutlich geformt haben. ;-) Bei der Gruppe angekommen hatten alle schon gegessen und waren sehr ärgerlich über mich. Warum? Oh oh.... Ich hatte das Salz, das für die Tomaten und so gebraucht worden wäre, dabei. *opps* Das tat mir sehr Leid, aber hmm.... Zu spät..... Bei einem heißen Kaffee haben wir den Blick durch den pittoresken Canyon streifen lassen und diese bemerkenswerten Augenblicke fest im Gehirn gespeichert! Eineinhalb Tage haben wir am Ende noch in Almaty verbracht, haben alte Ausgrabungsstätten in der Nähe besichtigt, hatten die Möglichkeit auf Basaren und in der Stadt einkaufen zu gehen und haben gemeinsam bei einem Folklore-Abend diese fantastische Reise ausklingen lassen, bevor es früh am Morgen zurück Richtung Deutschland ging....  Was für ein Abenteuer!!!




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