Man könnte meinen es
dreht sich bei dieser Insel nur um ein Party und Saufparadies wie es vielleicht
für viele Urlauber in deren Vorstellung umhergeistert. Viele Menschen, die
nicht die endlose Feierei suchen, schreckt diese Insel vielleicht sogar
zunächst ab aber Mallorca hat weitaus mehr zu bieten als alkoholisches
Vergnügen gepaart mit dröhnenden Bässen und überfüllten Straßen. Im Südosten
der Insel liegt das Kloster "San
Salvador". Auf rund 500m Höhe liegt die festungsähnliche Anlage aus dem
14. Jahrhundert. Doch auch wenn es im ersten Moment den Anschein einer Festung
hat, so kann dies auf unseren eigenen Geist bezogen werden. Wie oft
verschließen wir uns von Innen, hören wenig auf unsere innere Stimme und lassen
Körper und Geist die Balance verlieren? Hier in San Salvador können wir zur
Ruhe kommen, unsere innere Balance wieder herstellen, ein Stück für uns tun,
unsere innere Seele entdecken.
Vom Flughafen geht es ins
Kloster. Die nächsten Tage sind geplant mit Yogaeinheiten und Wanderungen. Eine
aktive Woche, eine bewegende Reise, welche uns die Möglichkeit bietet zu uns
zurück zu finden. Sofort, als ich das Kloster betrat wusste ich, dass die
nächsten Tage meiner inneren Ruhe gelten. Hier finde ich meinen Bezugspunkt und
dieser bin ich selber. Der Anreisetag vergeht schnell und nach einem leckeren
Abendessen verziehen sich alle schnell auf ihre Zimmer. Die erste Nacht in
tiefer Stille schlafe ich ohne zu träumen. Am nächsten Morgen werde ich von
Sonnenstrahlen geweckt, welche mein Gesicht kitzeln. Es ist als würde ich sanft
von Mallorca geweckt werden. Ich schlendere noch halb verschlafen zur ersten
Yogaeinheit. Ich muss dazu sagen, dass ich kein Yogaprofi bin und somit dies
alles neu für mich ist. Die Einheit ist sehr belebend. Eine gute Möglichkeit um
Energie zu tanken. Mein Körper erwacht aus tiefer Trance und erwärmt sich durch
die Übungen. Danach gibt es Frühstück. Doch kaum jemand spricht. Wir alle
fühlen eine Veränderung in unserem Wesen, da unser Tagesablauf hier ein ganz
anderer ist. Nach dem Frühstück sind wir bereit für einen Ausflug. Wir fahren
zum Strand von San Jordi und unternehmen eine Wanderung. Die ersten Eindrücke
der Insel lassen die elendigen Gedanken an vermüllte Partystrände verblassen.
Hier herrschen nur die Geräusche der Natur und sauberer Umgebung. Die Wanderungen
bietet erste Möglichkeiten die anderen Teilnehmer kennenzulernen. Es zeigt
sich, dass wir alle eine andere Vorstellung von Mallorca hatten und von dieser
Seiter der Insel nun vollkommen überzeugt sind nach dem Motto: "Du denkst du hast alles gesehen und
dann kommt das!" Nach der Wanderung stoppen wir für ein erfrischendes Bad
in Es Trenc und lassen uns von der Sonne trocknen. Die Luft ist rein, der
Himmel klar und Vögel ziehen ihre Kreise. Nach langer Zeit werde ich endlich
wieder aus meinem geregelten Leben gerissen und spüre, dass mein Leben weitaus
mehr zu bieten hat, als jeden Tag das Gleiche zu erledigen. Abends widmen wir
uns nochmal ein paar Yogaübungen und lassen den Tag stimmungsvoll ausklingen.
Ich gehe heute früh zu Bett, da wir morgen einen langen Tag vor uns haben. Wieder
ist meine Nacht traumlos.
Der nächste Morgen
beginnt mit Yoga. Ich weiss nicht warum aber die Übungen am Morgen wecken
ungeahnte Kräfte in mir. Ich bin wenig spirituell und beschäftige mich wenig
mit solchen Künsten aber manchmal sollte man einfach Dinge ausprobieren um
herauszufinden, ob sie zu einem passen. Nach dem Frühstück geht’s los in den
Naturpark Mondrago in welchem wir eine Wanderung unternehmen. Ich falle in
tiefe Gedanken über die Schönheit dieser Insel, konzentriere mich kaum auf den
Wanderweg, da meine Augen jeden Blick, jede Aussicht einfangen wollen. Wem
haben wir eigentlich zu verdanken, dass wir solche Schönheit erblicken dürfen?
Wer hat uns dieses Geschenk gemacht? Diese Erde haben wir nicht erbaut, wir
haben nicht dafür gezahlt und Geld ist sicherlich das Letzte woran ich gerade
denke. Während ich in die Fluten bei Cala Mondrago springe spüre ich wie weit
mein sonst so materialistischer Alltag verschwindet.
Bereits fünf Tage bin ich
nun hier und hab gestern nicht geschrieben. Wir sind in den Nordwesten der
Insel gefahren um dort etwas zu unternehmen. Heute sind wir hingegen wieder im
Süden unterwegs. Das Cap Sels Salines lädt ein zu einer atemberaubenden
Wanderung. Langsam spüre ich eine Veränderung in meinem Innersten. Die
täglichen Yogaübungen und vielen Wanderungen füllen meinen Geist nicht nur mit
Energie, mehr noch fühlt sich mein Körper irgendwie sehniger an als vorher.
Findet etwas so schnell eine Veränderung statt oder bilde ich mir das alles nur
ein? Einbilden könnte ich mir auch, dass die versteckte Bucht von Cala Marmol
nur ein Gemälde, ein bearbeitetes Foto ist aber ich stehe wirklich an dieser
Bucht und setze mich nieder. Bestehend aus feinem Sand und klarem türkisen
Wasser ist diese Bucht das wohl Schönste was ich in der letzten Zeit gesehen
habe.
Was bringt mir so viel
stupider Alltag eigentlich? Sind wir Menschen nicht zu weitaus mehr bestimmt
als nur zur Arbeit zu rennen und uns 2 Wochen im Jahr eine Reise zu
"erlauben"? Sind wir nicht
eher dazu im Stande unsere Zeit so zu nutzen, wie wir es wollen? Immerhin ist
es unser Leben und unsere Möglichkeit Orte aufzusuchen, welche so anders auf
uns wirken, als den immer gleichen Anblick des Alltäglichen. Und da sag nochmal
einer, dass ich nicht doch spirituell sein kann. Mallorca, diese ganze Reise
hat einen massiven Einfluss auf mein Wesen und ich lasse mich leiten und wehre
mich nicht dagegen, dafür fühlt es sich einfach zu gut an. Nach dem Abendessen
sitzen wir noch eine Weile zusammen und sprechen über unsere Erlebnisse. In
dieser Nacht liege ich lange wach und denke nach. Ich werde morgen einen Tag
für mich allein einlegen.
Heute morgen las ich in
einem Yogabuch den Spruch: "Je mehr du alleine bist, um so näher bist du
deinem spirituellen Kern. "(Swami Krishnananda). Also beschloss ich die
anderen in den Südwesten der Insel fahren zulassen und den Tag ganz mir und ein
paar Yogaeinheiten zu widmen. Je öfter ich diese Übungen mache, fühle ich wie
mein Körper mir Signale gibt, welche mir zeigen, dass ich ihn kräftige und mir
so mehr Ausdauer und Beweglichkeit aneigne. Ich weiss nicht ob es ein Rezept
für ein langes Leben gibt aber Yoga scheint mir ein Weg in diese Richtung zu
sein. Ich trinke viel Tee und laufe ein bisschen umher. Nie hätte ich gedacht,
dass Mallorca mir gefallen würde. Ich war immer skeptisch aber dieser Ort hat
eine magische Wirkung. Zum ersten Mal nach vielen Jahren fühle ich mich an
einem Ort so wohl, dass ich keine Gedanken an den Aufbruch verschwende. Mir
wird es egal ob andere Dinge auf mich warten oder ich weiterziehen könnte,
sobald die Jahreszeiten sich ändern. Ich könnte genauso gut hierbleiben bei
angenehmen Klima, gutem Essen, traumhaften Orten und von Herzen gute Menschen.
Wir befinden uns immer in einem Zwiespalt aus Umherziehen und Verweilen und ich
befürchte wir werden diesen auch nie abstellen können, dafür sind wir in der
Geschichte der Menschheit schon zu oft unterwegs gewesen. Hier an diesem Ort
scheint dieser Zwiespalt überflüssig. Es endet wie alles beginnt mit jeder
Welle die den Strand trifft. Auch ich bin nur eine Zeit lang hier und versuche
diesen Moment nun ganz alleine für mich zu behalten und schiebe die Zukunft in
unsichtbare Ferne. Jedes Geräusch und jeder Duft wird intensiv, ich verlasse
mich voll und ganz auf meine geistige Freiheit, welche ich durch diese Reise
wiedererlangt habe. Manche mögen die Kürze der Reise nur als Auszeit
betrachten, vielleicht verspotten. Mir zeigt es, dass man auch in kurzer Zeit
eine Menge aus dem Land, aus dem tiefen See der inneren Balance schöpfen kann.
Mein Innerliches war zuerst ein wütender Ozean, nun ist es ein klarer, stiller
See in welchem ich bis auf den Grund gucken kann. Und dies verdanke ich dieser
Reise.
Am Abend kommen die
anderen zurück, geschafft vom Tag aber gefüllt mit Erlebnissen welche sie mir
sofort erzählen. Als sie mich fragten was ich den ganzen Tag so gemacht habe,
sagte ich: "Eigentlich nichts und ich fühle mich gut dabei."….
Der Tag der Abreise ist
gekommen und wir verabschieden uns alle von einander. Eigentlich sollte bald unser Transfer zum
Flughafen gehen, doch als der Bus anrollte wies ich ab und sagte: "Ich
denke ich bleibe noch eine Weile." Mit großen Augen blickten die anderen
Reisenden mich an und fragten, ob es denn einfach so möglich sei diese
Entscheidung zu treffen. Ich sagte: "Eine Entscheidung generell zu treffen
ist wichtig, egal ob sie richtig oder falsch ist."
Link zur Reise: http://www.travel-and-personality.de/Mallorca/erlebnisreisen/aktiv-entspannen-im-kloster-sant-salvador/ES-MALY
Link zur Homepage: www.travel-and-personality.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen