Faszination beginnt nicht in einem Buch
oder in einem Film. Faszination beginnt mit dem ersten Schritt in
einem fremden Land. Erst dann spüren wir die Welt. Island war schon
immer ein besonderes Land für mich und so oft ich schon in diesem
wundervollen Land unterwegs war, so reichte es mir nie, mit meinem
gesammelten Eindrücken wieder nach Hause zufliegen. Ich wollte immer
dort bleiben, mich nie lösen. Ich wollte mehr sehen. Deswegen
entschied ich mich eine Reise in den entfernten Westen zu wagen.
Abseits der heutigen Touristenströme sollte mein Weg mich zurück in
das ursprüngliche Island führen. In die Westfjorde....
Nachts angekommen in Reykjavik fuhren
wir zum lokalen Campingplatz. Alle Mitreisenden waren genauso müde
wie ich und vor uns lag nur eine kurze Nacht. Gegen 2uhr endlich im
Zelt schlief ich sofort ein und wachte mit dem Weckerklingeln wieder
auf. Der Campingplatz stand voller Zelte als ich meines verließ.
Island scheint in 2015 ein echtes Reiseziel geworden zu sein. Abseits
davon saßen wir alle im Gruppenzelt und sprachen mit unserem
Reiseleiter über die Tour. Kurz nach dem Frühstück packten wir
unsere Sachen und fuhren aus Reykjavik hinaus. Raus aus der Stadt,
raus aus der Zivilisation. Mit jedem Kilometer rollen wir der Natur
entgegen. Es ist ein befreiendes Gefühl. Nach unserer ersten Etappe
kommen wir auf den Höhen des Glymur an, Islands zweithöchster
Wasserfall. Ein magisches Spektakel mit einer schönen Wanderung.
Endlich sind wir draußen. Endlich spüre ich wieder Island! Weiter
ging es über Borganes und Eldborg. Die Wanderungen bei diesen
wunderschönen Kratern lies uns alle staunen. Unser Tag endete auf
der Halbinsel Snaefellsness, dort wo Kindheitserinnerungen
zurückkehren. Nachdem wir unser Camp aufgebaut haben stand für uns
alles fest, Island ist eine Welt die man sich selber in unseren
Vorstellungen schaffen kann. Wenn man in dieser Landschaft steht, in
ihr lebt, dann ist es als gehöre einem die Welt. Ein
unbeschreibliches Gefühl.
Der nächste Tag ist nur Snaefellsness
gewidmet. Wir wandern und erstarren vor Erfurcht. Der Vulkan
präsentiert sich in göttlichem Ausmaß. Dort soll also der Eingang
zum Mittelpunkt der Erde sein, wie Jules Verne es schrieb. Zu gern
würde ich einfach hineinklettern. Es ist eine Landschaft die uns in
die Langsamkeit zwingt. Sie entschleunigt, sie zieht uns runter und
lässt uns verweilen, einfach um sie wahrzunehmen und ich finde dies
wunderbar.
Am nächsten Tag geht es per Fähre
weiter. Wir entdecken die idyllische Inselwelt des Westens und haben
es nach Ankunft in Brjanslaekur nicht weit zu unserem Camp. Von dort
wanderten wir durch das Panorama ohne Kulissenschieberei oder bunten
Tapeten. Das hier ist die echte Natur, die einzige Wahrheit! Zudem
finden sich unweit an der Küste einige heiße Quellen. Jetzt beginnt
das Leben in der Natur. Wir sind nun in den Westfjorden angekommen.
Unser Weg führt uns zu unglaublichen
Strandabschnitten entlang der Küste. Geld/Rote Strände tauchen auf,
umrahmt von hohen Felsen, einsamen Buchten ohne Menschen. Mich
beschleicht das Gefühl, dass jetzt eine Zeitreise stattfindet.
Island vor 100 Jahren, nur völlig Menschenleer.
Latrabjarg ist umsäumt von tausenden
Seevögeln der westlichste Punkt Europas. Auch diesen steuern wir an.
Immer tiefer dringen wir in die Westfjorde ein. Dort wo Island noch
Island sein kann, dort wo wir nichts finden, als uns selbst. Das
Faszinierende ist, dass ich jedes Zeitgefühl zu verlieren scheine.
Zum ersten Mal seit Langem interessiert mich Zeit nicht, interessiert
mich der Tag nicht. Ich lass mich einfach von den Westfjorden leiten,
ziehen, verschlingen. Weiter geht es über den Dynjandi Wasserfall
bis nach Dyrafjördur. Während die anderen Mitreisenden auf einem
alten Wikingerboot unterwegs sind, sitze ich im Camp und schreibe
etwas. „Ich schätze die Zeit für mich alleine sehr, genauso
wie in der Gruppe zu sein. Bislang verstehen wir uns echt gut. Doch
diese Atmosphäre des Westens zu verstehen bedarf scheinbar
unendlicher Tage. Hier wo Fischerleute hohes Ansehen haben, wo
Polarfüchse neugierig im Zeltcamp umherschleichen, rückt Island
wieder nahe. Dazu die gigantischen Klippen und Berge, die ewige
Stille welche in den Fjorden liegt. Jetzt fühle ich dich wieder! Die
alten Steinfelsen liegen noch immer da, als würden die jungen
Fischer an ihnen gleiche ihre Stärke testen, um an Bord der Schiffe
zu dürfen, genauso liegt die Zeit vor mir. Sie bleibt zum ersten Mal
seit langem wieder stehen und es ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Ich habe das Gefühl aus solchen Landschaften mehr zu lernen, als ich
jemals aus Schulbüchern lernen kann.“
Aber es geht noch
weiter. Auf die Halbinsel Hornstrandir und Isafjardadjup.
Am nächsten Tag wandern wir hinauf in
die Berge und schnell verlieren sich die letzten Wanderwege. Jetzt
sind wir in der völligen Einsamkeit unterwegs. Gletscher schimmern
in der Nähe, wir stapfen über Schneefelder, lauschen Gebirgsbächen
und schauen dem Wind auf den Bergseen zu. Ich habe keine Idee wie
Garten Eden aussieht aber dies hier ist für mich das Paradies.
Wir verbringen viel Zeit als Gruppe
zusammen haben aber auch viel Zeit für eigene Unternehmungen. Machen
reiten durch die blanken Ebenen, andere wie ich sitzen in den heißen
Quellen und relaxen. Es ist eine tolle Mischung aus Bewegung und
Entspannung so denke ich mir aber die spirituelle Weiterentwicklung
finde ich wesentlich interessanter. Das Land zu spüren in welchem
man unterwegs ist, ist wesentlich spannender als Sehenswürdigkeiten
abzuhaken und hier in den Westfjorden wird mir dies umso mehr
bewusst.
Wir machen uns auf in Richtung
Reykjanes. Über den Wohnort von Eirik dem Roten und eine Wanderung
zu zwei Vulkanschloten führt unser Weg uns wieder in Richtung Süden
bis nach Reykjavik. Am Abend in einem gemütlichen Restaurant
sprechen wir nochmal über unsere Tour. Es war eine Reise abseits der
üblichen Wege Islands. Eine Reise in die Unberührtheit, eine Reise
in die Abgelegenheit, eine Reise ins Unbekannte. Viele Menschen sehen
immer nur die Bekannten Ecken und wollen diese bereisen und dies ist
auch gut so. Wer später dann auf die Idee kommt er stelle sich dem
Unbekannten, der ist in den Westfjorden herzlich willkommen.
Mehr Informationen: http://www.travel-and-personality.de/Island/erlebnisreisen/Westfjorde/ISLWES
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen