Die Republik Moldau.
Ein Land am Rande Rumäniens und der
Ukraine. Ein letztes Land in Europa. Ein unbekanntes Land in Europa.
Niemand meiner Bekannten konnte sich etwas unter Moldawien
vorstellen. Um ehrlich zu sein wusste die Hälfte meiner Bekannten
auch nicht mal, dass es dieses Land gibt. Nun, die Angst vor dem
Unbekannten ist ja bekanntlich die größte Angst von allen. Und
genau deswegen wollte ich nach Moldawien.
Die Reise ist einfach strukturiert. Wir
wohnen in einem Hotel in der Hauptstadt Chisinau und starten von dort
aus jeden Tag ein paar Ausflüge. Das klingt schon mal sehr gut, denn
man braucht nur einmal den Koffer auszupacken. Direkt nach der
Ankunft am Flughafen geht es los. Von München direkt ins Unbekannte.
Aufregung pur. Wie wird Moldawien sein? Breche ich damit die Regeln
des gewohnten Tourismus? Ja! Und es fühlt sich verdammt gut an mal
nicht in Rimini am Strand zu liegen.
Nachdem alle Mitreisenden angekommen
sind fahren wir zum Hotel und begeben uns in die Stadt. Meine Füße
berühren hier touristisches Neuland. Aber wir alle staunen nicht
schlecht. Die Mischung aus Ostblock und Glassfassade gibt der Stadt
Charme. Dazu die lieblichen Märkte und ein geschäftiges Treiben.
Man könnte meinen das Moldawien in Richtung Europa strebt und erste
kleine Versuche wagt. Aber was weiss ich schon. Die ersten Eindrücke
sind unecht. Wir alle sind in einem Land angekommen, welches ewige
Zeit die Kornkammer Russlands war. Wir treffen auf ein totales
Mischvolk welches mehr Rumänisch, Ukrainisch, Russisch und sogar
Türkisch spricht als das eigentliche "Moldawisch" zu
benutzen.
Was hält dieses Land wir uns bereit?
Werden wir erschrecken und verstehen oder vergessen und genießen?
Ich denke letzteres schwebt uns allen vor. Bei einem gemütlichen
Abendessen lassen wir den Tag ausklingen.
Der nächste Tag.
Kaum schloss ich die Augen, klingelte
mein Wecker. Die Nacht rannte dahin. Heute geht es nach Orheiul
Vechi. Wir wollen wandern gehen. Zum ersten Mal wird uns nun die
Schönheit der moldawischen Natur bewusst. Abseits der Stadt finden
wir hier wildromantische Flussbetten, kleine, geschwungene Berge,
kleine Felsenklöster und ein altertümliches Dorf, welches wir
durchwandern. Hier in Gesprächen mit den Einwohner sehen wir bereits
die Schattenseite des "europäischen Versuchs". Unser
Reiseleiter übersetzt das Ein oder Andere für uns. Schnell wird
klar, dass sich die Landbevölkerung nach der alten Zeit sehnt als
noch Trauben, Kartoffeln und Kohl angebaut wurde. Heute sind es nur
noch ein paar Ladungen Mais. Doch bei allen Nöten sprechen sie mit
einem Lächeln im Gesicht und sagen, dass Damals und Heute zwei paar
Schuhe sind. Wir sollten lieber froh sein, dass wir gesund sind und
leben.
Ausgeprochen freundlich empfängt uns
ein verdrehtes Land.
Wir ziehen weiter. Am folgenden Tag
machen wir uns auf nach Gaugasien. Eine autonome Region in der
ausschließlich Türkisch gesprochen wird. Beindruckend was hier vor
sich geht. "Wartet erstmal ab von wir in Transnistrien sind,
sagt unser Reiseleiter. Die Gruppe schaut sich fragend an. "Was
ist Transnistrien?" fragt einer aus der Gruppe.
Unser Reiseleiter lächelt nur.
Auf der Höhe von Retina ist es dann
soweit. Wir blicken über eine Brücke hinüber. Ist Transnistrien
ein anderes Land im Land?
Bevor wir jedoch tiefer in das
Unbekannte vorstoßen wollen, reisen wir nach Soroca. Dort leben bis
heute viele Roma. Doch wer jetzt glaubt man trifft auf überhebliche
Armut, der sei gewarnt. Hier leben tatsächlich reiche Leute in
Villen. Die Anwohner haben auch kein Problem damit zuzgeben woher ihr
Reichtum kommt, dazu wären wir niemals moralisch im Stande aber es
ist schon extrem verrückt ein solches Bild zu bekommen. Die Roma
stehen schon immer abseits in unserer Gesellschaft, also in
Deutschland und ja, auch überall sonst wo. Aber hier in Moldawien
scheint sich ein heimlicher Luxus breit zu machen, den wir so niemals
sehen würden. Wir sind alle nicht geschockt, ganz im Gegenteil: Wir
lachen über dieses absurde Erlebnis hier in Moldawien.
Gesprächsstoff gibt es am Abend genug.
Neben ein paar Flaschen moldawischen Wein geht es spät ins Bett. All
unsere Wecker sind gestellt, denn wir wollen morgen nicht
verschlafen.
Transnistrien. Ein Land das es
offiziell gar nicht gibt. Die Hauptstadt Tiraspol. Sind wir nun
wirkliche in einem anderen Land oder handelt es sich hier um Fassade?
Wir fühlen uns total zurückversetzt in kommunistische Zeiten. Ob
Moldawien oder Transnistrien, das hier ist das verrückteste Land,
welches es in Europa gibt. Im Staat der kriegerischen Oligarchen geht
es weiter mit Statuen aus Zeiten des eisernen Vorhangs. Am Nachmittag
geht es nochmal in ein typisches moldawisches Dorf. Die Erkundung
dieses Landes scheint endlos und allen gefällt dies. Moldawien hat
viel zu viel zu bieten.
Am vorletzten Tag zieht es uns noch in
die Weinregionen des Landes. Wir staunen, trinken, genießen und
trinken. Hier steckt so viel Reichtum in jeder Ecke des Landes, ein
unbekannter Reichtum ohne Gold und Glanz. Reichtum an Einfachheit,
das ist Moldawien.
Mit diesen Eindrücken verlassen wir
diese unbekannte Schönheit, sind wieder etwas verändert worden in
unserem Denken und Wesen und liegen uns am Flughafen in den Armen.
Wir alle sind uns sicher, dies war nicht unsere letzte Reise in
dieses Land.
Bilder der Reise:
Auenlandschaft
In Transnistrien
Weinkeller in Moldawien
Mehr Informationen unter: http://www.travel-and-personality.de/Moldawien/erlebnisreisen/eine-reise-ins-unbekannte-europa/MOLD
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