Mittwoch, 4. März 2015

Den Himmel berühren – Mongolei – ein Bericht aus den Steppen und Wüsten

Wer sich selber ein Stück weit fühlen möchte, berauscht von der Magie der Weite in einer Landschaft, fernab von Hektik und Stress, mit einem Blick der in die Unendlichkeit reicht, bestimmt von Wind und Licht, der muss in die hierher reisen. Diese Begegnung mit sich selber erfahren wir im Gehen. Im Gehen durch Wüsten und Steppen wie durch diese in der Mongolei.

In der Weite liegt die Kraft.
So quälend der Flug auch für mich war landete ich nun schließlich doch in Ulan Bator, der Hauptstadt des Landes. Gemessen an unseren heimischen Verhältnissen sehe ich kaum einen Unterschied. Natürlich ist es anders, allerdings erkenne ich den westlichen Ansatz wieder. Städte haben mich noch nie gereizt.

Terelj Nationalpark: Nach wenigen Tagen
Hinaus mit einem Transporter geht es in den Terelj Nationalpark. Hinein in die endlose Graslandschaft dieses fruchtbaren Landes mit den Ausläufern der massiven Felsenwelt. Mein Schlafplatz ist einem typischen Jurtencamp (Steppenzelt). Hier bin ich nun.
Es gibt keine Hochhäuser, keine Läden, kein Strom oder Wasser. Es gibt nur den Geruch nach Gras und die ewige Stille, die in der Abendsonne liegt.
Mir hat mal jemand gesagt, dass man in der Mongolei zur Menschheit oder zum "Mensch sein" zurückfindet. Wir alle stammen von Nomaden ab, erfinden uns und unser Wesen im Gehen. In der Mongolei finden wir diese Werte wieder und werden selber zu Nomaden.
Es ist Nacht und die Stille ist ein wenig beängstigend. Es gibt keine Geräusche. Der Wind zieht manchmal an unserer Jurte entlang, sonst höre ich nichts.
Ich falle in tiefen Schlaf, komme zu mir als die Sonne bereits scheint. Meine mongolische Reiseleitung ist bereits dabei Frühstück zu machen. Ich möchte mongolisch leben, wie ein Nomade, also esse ich dementsprechend auch. Man lebt hier von den Erzeugnissen der Tiere die man besitzt. Für die Nomaden sind ihre Herden der ganze Stolz, ihr Reichtum, ihr Wohlstand. Darum basiert die Kost vorwiegend auf Milch und Fleisch und vor allem Fett. Die Zubereitungen sind dabei einfach.
Manche mögen denken, dass es ein hartes Leben ist und das ist es auch. Im Winter herrschen hier Temperaturen von -30°. Kein Wunder warum diese Menschen teilweise so schweigsam sind. Es bedarf jedoch nicht zu sprechen. Wir alle staunen sowieso nur mit jedem Schritt den wir gehen.

Khogno Khan, nach einer Woche
Bereits eine Woche bin ich hier im Land der endlosen Weite. Ich beginne mich auf ein genügsames Leben einzustellen, wie die Nomaden. Ich spreche nicht viel, höre in die Stille der sternklaren Nächte und stelle mich Wind und Wetter wie es eben kommt. Meine Mitreisenden haben auch keine Wahl aber ich denke, sie empfinden das Gleiche wie ich.
Wenn das Wetter gut ist wandern wir die meiste Zeit. Durch felsige Pfade zieht sich unser Weg, wir bestaunen fast unbekannte Felszeichnungen, beobachten das Leben der anderen Nomaden, wenn wir denn welche treffen. Diese Menschen lächeln die Einfachheit des Lebens mir entgegen. Sie leben und ziehen mit den Tieren. Von der Geburt bis zum Tod. Man erzählte mir das sie früher oft vegetarisch lebten. Wie sollte das möglich sein, wenn doch alles Land für ihre Tiere herhalten muss? Heute essen sie viel Fleisch und Fett. Das Fleisch ist dabei für sie etwas Verwandeltes. Aus Gras, welches die Tiere fressen, gemacht aus Luft und Wasser. In diesen Erkenntnissen erkenne ich Antworten zur Frage wo wir überhaupt herkommen. Wir sind alle eine Einheit in diesem Kosmos.


Gobi/Altaigebirge, Tag: Vergessen

Die Mongolei ist das Land mit den meisten Pferdebesitzern. Ein Mongole fühlt sich ohne Pferd nicht als Mensch. Noch weniger fühlt er sich menschlich ohne seine Kamele. Diese klugen und praktischen Tiere helfen den Nomaden durch die Wüsten und Gebirge. Wir begeben uns auf eine Dünenwanderung und spüren den Platz, den es hier im Überfluss gibt. Es fühlt sich orientierungslos an und ich lasse mich bewusst in dieser Weite verlieren und will nicht gefunden werden. Jeder Schritt verschwindet sofort, wir hinterlassen keine Spuren. Hier in der Unendlichkeit der Wüste wird mir die Kurzweiligkeit unseres Lebens bewusst. Wüsten formen und fördern unsere Spiritualität, lassen uns weise werden. In der Wüste zu laufen erscheint wie das Verschwinden unserer selbst. Wir lösen uns auf und wollen auch gar nicht zurrückkehren. In der Bartgeierschlucht halten wir Ausschau nach Murmeltieren und Gämsen. Bartgeier sind keine zu sehen. Vielleicht will ich auch gar nichts weiter als einfach an diesem Ort zu verweilen.

Baga Gazarinn Chuluu, Tag: Unbekannt

Fast vor dem Ende der Reise erleben wir alle nochmal eine Besonderheit. "Das Land der kleinen Steine", heisst Baga Gazarinn Chuluu. Nach einer langen Wüstenfahrt die an Spanung nicht sparte kamen wir in diesem Gebiet an und schlugen unser Lager auf. In kleinen Wandereinheiten erkundeten wir diese völlig abgelegene Region, treffen niemanden. Dschinges Khan soll hier angeblich gewesen sein, hatte ein Lager direkt wo unseres steht. Die Sonne wird schon bald verschwinden, der Tag dem Ende sich neigen, die Kälte zurückkriechen, wir aber mit warmen Herzen die letzten Stunden unserer Reise ausklingen lassen. Bald geht es zurück nach Hause.

Ich glaube wenn mich jemand fragt, was an der Mongolei das schönste Erlebnis gewesen sei, würde ich sagen: "Die Stille und die Weite." Soetwas muss jeder Mensch in seinem Leben einmal gesehen haben.





Weitere Informationen: http://www.travel-and-personality.de/Mongolei/erlebnisreisen/in-der-weite-liegt-die-kraft/MONG

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