Wer sich selber ein Stück weit fühlen
möchte, berauscht von der Magie der Weite in einer Landschaft,
fernab von Hektik und Stress, mit einem Blick der in die
Unendlichkeit reicht, bestimmt von Wind und Licht, der muss in die hierher reisen. Diese Begegnung
mit sich selber erfahren wir im Gehen. Im Gehen durch Wüsten und
Steppen wie durch diese in der Mongolei.
In der Weite liegt die Kraft.
So quälend der Flug auch für mich war
landete ich nun schließlich doch in Ulan Bator, der Hauptstadt des
Landes. Gemessen an unseren heimischen Verhältnissen sehe ich kaum
einen Unterschied. Natürlich ist es anders, allerdings erkenne ich
den westlichen Ansatz wieder. Städte haben mich noch nie gereizt.
Terelj Nationalpark: Nach wenigen
Tagen
Hinaus mit einem Transporter geht es in
den Terelj Nationalpark. Hinein in die endlose Graslandschaft dieses
fruchtbaren Landes mit den Ausläufern der massiven Felsenwelt. Mein
Schlafplatz ist einem typischen Jurtencamp (Steppenzelt). Hier bin
ich nun.
Es gibt keine Hochhäuser, keine Läden,
kein Strom oder Wasser. Es gibt nur den Geruch nach Gras und die
ewige Stille, die in der Abendsonne liegt.
Mir hat mal jemand gesagt, dass man in
der Mongolei zur Menschheit oder zum "Mensch sein"
zurückfindet. Wir alle stammen von Nomaden ab, erfinden uns und
unser Wesen im Gehen. In der Mongolei finden wir diese Werte wieder
und werden selber zu Nomaden.
Es ist Nacht und die Stille ist ein
wenig beängstigend. Es gibt keine Geräusche. Der Wind zieht
manchmal an unserer Jurte entlang, sonst höre ich nichts.
Ich falle in tiefen Schlaf, komme zu
mir als die Sonne bereits scheint. Meine mongolische Reiseleitung ist
bereits dabei Frühstück zu machen. Ich möchte mongolisch leben,
wie ein Nomade, also esse ich dementsprechend auch. Man lebt hier von
den Erzeugnissen der Tiere die man besitzt. Für die Nomaden sind
ihre Herden der ganze Stolz, ihr Reichtum, ihr Wohlstand. Darum
basiert die Kost vorwiegend auf Milch und Fleisch und vor allem Fett.
Die Zubereitungen sind dabei einfach.
Manche mögen denken, dass es ein
hartes Leben ist und das ist es auch. Im Winter herrschen hier
Temperaturen von -30°. Kein Wunder warum diese Menschen teilweise so
schweigsam sind. Es bedarf jedoch nicht zu sprechen. Wir alle staunen
sowieso nur mit jedem Schritt den wir gehen.
Khogno Khan, nach einer Woche
Bereits eine Woche bin ich hier im Land
der endlosen Weite. Ich beginne mich auf ein genügsames Leben
einzustellen, wie die Nomaden. Ich spreche nicht viel, höre in die
Stille der sternklaren Nächte und stelle mich Wind und Wetter wie es
eben kommt. Meine Mitreisenden haben auch keine Wahl aber ich denke,
sie empfinden das Gleiche wie ich.
Wenn das Wetter gut ist wandern wir die
meiste Zeit. Durch felsige Pfade zieht sich unser Weg, wir bestaunen
fast unbekannte Felszeichnungen, beobachten das Leben der anderen
Nomaden, wenn wir denn welche treffen. Diese Menschen lächeln die
Einfachheit des Lebens mir entgegen. Sie leben und ziehen mit den
Tieren. Von der Geburt bis zum Tod. Man erzählte mir das sie früher
oft vegetarisch lebten. Wie sollte das möglich sein, wenn doch alles
Land für ihre Tiere herhalten muss? Heute essen sie viel Fleisch und
Fett. Das Fleisch ist dabei für sie etwas Verwandeltes. Aus Gras,
welches die Tiere fressen, gemacht aus Luft und Wasser. In diesen
Erkenntnissen erkenne ich Antworten zur Frage wo wir überhaupt
herkommen. Wir sind alle eine Einheit in diesem Kosmos.
Gobi/Altaigebirge, Tag: Vergessen
Die Mongolei ist das Land mit den
meisten Pferdebesitzern. Ein Mongole fühlt sich ohne Pferd nicht als
Mensch. Noch weniger fühlt er sich menschlich ohne seine Kamele.
Diese klugen und praktischen Tiere helfen den Nomaden durch die
Wüsten und Gebirge. Wir begeben uns auf eine Dünenwanderung und
spüren den Platz, den es hier im Überfluss gibt. Es fühlt sich
orientierungslos an und ich lasse mich bewusst in dieser Weite
verlieren und will nicht gefunden werden. Jeder Schritt verschwindet
sofort, wir hinterlassen keine Spuren. Hier in der Unendlichkeit der
Wüste wird mir die Kurzweiligkeit unseres Lebens bewusst. Wüsten
formen und fördern unsere Spiritualität, lassen uns weise werden.
In der Wüste zu laufen erscheint wie das Verschwinden unserer
selbst. Wir lösen uns auf und wollen auch gar nicht zurrückkehren.
In der Bartgeierschlucht halten wir Ausschau nach Murmeltieren und
Gämsen. Bartgeier sind keine zu sehen. Vielleicht will ich auch gar
nichts weiter als einfach an diesem Ort zu verweilen.
Baga Gazarinn Chuluu, Tag: Unbekannt
Fast vor dem
Ende der Reise erleben wir alle nochmal eine Besonderheit. "Das
Land der kleinen Steine", heisst Baga Gazarinn Chuluu. Nach
einer langen Wüstenfahrt die an Spanung nicht sparte kamen wir in
diesem Gebiet an und schlugen unser Lager auf. In kleinen
Wandereinheiten erkundeten wir diese völlig abgelegene Region,
treffen niemanden. Dschinges Khan soll hier angeblich gewesen sein,
hatte ein Lager direkt wo unseres steht. Die Sonne wird schon bald
verschwinden, der Tag dem Ende sich neigen, die Kälte
zurückkriechen, wir aber mit warmen Herzen die letzten Stunden
unserer Reise ausklingen lassen. Bald geht es zurück nach Hause.
Ich glaube wenn
mich jemand fragt, was an der Mongolei das schönste Erlebnis gewesen
sei, würde ich sagen: "Die Stille und die Weite." Soetwas
muss jeder Mensch in seinem Leben einmal gesehen haben.
Weitere
Informationen:
http://www.travel-and-personality.de/Mongolei/erlebnisreisen/in-der-weite-liegt-die-kraft/MONG
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen